Serviceversprechen mittelstandsfreundliche Verwaltung

Wann bewerten wir Hattingen als ökonomisch gesunde und lebenswerte Stadt?

Die Antworten hierfür dürften so vielfältig sein, wie die Persönlichkeiten und Interessen der zu befragenden Personen. Für den/die Eine/n ist es eine gute Infrastruktur, jemand anderem liegt die Umwelt besonders am Herzen, das Tierwohl, gute Bildungseinrichtung, vielseitige Kultur und und und. Oft wird es eine Mixtur aus diesen Bereichen sein, die dazu führt, dass man als Bürger/Bürgerin die Heimatstadt als Ort mit hoher Lebensqualität bewertet, oder sich als Unternehmen gerne ansiedelt.

Der Hattinger Wirtschaft geht es relativ gut: die Konjunkturlage ist günstig, Abschwung ist nicht in Sicht und die Investitionsausgaben steigen (Bericht WAZ vom 24.05.18). 47,3% aller betrachteten Unternehmen aus allen Wirtschaftsbereichen bewerten die aktuelle Geschäftslage hingegen „lediglich“ mit befriedigend (ebd.). Und auch das grundsätzlich positive Feedback der Unternehmen, welches nach WAZ-Informationen (30.04.18) vorliegt, ist kein Grund sich darauf auszuruhen. Unsere Nachbarkommunen wetteifern natürlich ebenfalls um die Unternehmen.

Neben all den positiven Standortvorteilen mangelt es in Hattingen für Unternehmen wie auch für Bürger/Bürgerinnen in manchen Stadtteilen schlichtweg an einer ausreichenden Netzinfrastruktur. Die hohen Gewerbesteuern sind zudem eine bittere Pille, die aber zur Erreichung und Aufrechterhaltung eines positiven Haushaltes notwendig waren und leider noch sind. Umso dringlicher ist es, dass Hattinger Unternehmen die Möglichkeit bekommen von städtischen Dienstleistungen zu profitieren – wie z.B. durch den Stadtmarketingverein oder durch Angebote der Wirtschaftsförderung.

Im Fachausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing am 08.05.2018 stand das Thema „Serviceversprechen Mittelstandsfreundliche Verwaltung“ auf der Tagesordnung. Diese Serviceversprechen umfassen mehrere Punkte und legen z.B. fest, dass auf E-Mails innerhalb eines Tages reagiert werden soll, oder ein Lotse für Existenzgründer bereitsteht. Das Versprechen für die Genehmigungsentscheidung bei gewerblichen Bauvorhaben innerhalb von 40 Arbeitstagen zu bearbeiten, wird nach Verwaltungsangaben nicht erfüllt. Die Gründe dafür sind vielfältig und auch nachvollziehbar – insbesondere bei knappen Personalressourcen.

Weder verständlich noch nachvollziehbar ist aber die Schlussfolgerung der Verwaltung: Mit einem kräftigen „weiter so“ in die Zukunft! Im Ausschuss haben wir genau dieses Verwaltungshandeln gerügt und ermahnt, dass wir so nicht mit unseren Unternehmern umgehen können. Für uns ist Transparenz und Ehrlichkeit maßgeblich – denn was nützt ein abgegebenes Versprechen, wenn schon während des Sprechens klar ist, dass eine Einhaltung in vielen Fällen überhaupt nicht möglich ist? Und sehenden Auges „nicht einhaltbare Versprechen“ abzugeben schadet nicht nur dem Verwaltungsruf, sondern setzt auch unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter zusätzlichen Arbeitsdruck – und das bei einer eher dünnen Personaldecke.

Die aktuellen Daten zur Zufriedenheit der Hattinger Unternehmen stammen aus den Jahren 2012 und 2014. Das sind vier Jahre in denen kein ordentlicher Kommunikationskanal hergestellt- oder die Meinungen systematisch erfasst wurden. Die Frage drängt sich daher förmlich auf: Weiß die Verwaltung um die Nöte, Sorgen und Probleme der Unternehmen?

Die WAZ hat das Thema in kurzer Zeit wiederholt aufgegriffen. Ein Interesse ist da und die Informationen sind wichtig! Diese Unternehmen schaffen für unsere Bürgerinnen und Bürger Arbeitsplätze und zahlen Steuern, auf welche die Stadt dringend angewiesen ist. Halbgare Versprechungen und fehlende Stimmungsbarometer helfen uns nicht, diese Unternehmen in Hattingen halten zu können.

Im Ausschuss habe ich darum gebeten, dass eine aktuelle Befragung essentiell ist, um auf die Nöte der Unternehmen eingehen zu können. Denn nur wenn wir diese kennen, können wir auch handeln! Hierzu wurde lediglich und lapidar gesagt, dass bei vorangegangenen Umfragen zu wenig Feedback kam und man deshalb davon Abstand nimmt.  Und genau das kann und darf nicht sein! Diese passive Mentalität frei nach dem Motto „wer ein Problem hat, wird sich melden“ und für „wenig Feedback lohnt sich eine Umfrage nicht“, führen in die falsche Richtung. Selbst wenn sich nur zehn Unternehmen mit Verbesserungsvorschlägen melden, so können dies wichtige Anhaltspunkte für Verbesserungen sein. Wir geben den Unternehmen eine Stimme und hören zu. Das ist ein Serviceversprechen.

Oliver Degner
24.05.2018

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