Kommentar zum Bauplan „Am Ruhr“

Ein Kommentar zum Bauplan „Am Ruhr“ von Alexandra Weber, Sprecherin Bündnis 90 / Die Grünen

Am 28. Februar 2024 wurde im Stadtrat der Bebauungsplan Nr. 175 „Am Ruhr“ bestätigt.

Im Hattinger Stadtteil Bredenscheid soll eine 2,5ha große Fläche bebaut werden. Das Ziel ist, dort zum größten Teil Doppel- und Reihenhaus-Wohnbebauung sowie einen Geschosswohnungsbau zu errichten. Argumentiert wird mit raren Entwicklungsflächen und einer wachsenden Nachfrage nach Wohnbauflächen.

CDU und SPD verfolgen den Bauplan schon seit langer Zeit (zuvor Bebauungsplan Nr. 14 „Hattingen-Oberbredenscheid“), wir Grünen stellen uns seit jeher dagegen. Warum?

Es gibt entscheidende Gründe, warum wir dieses Vorhaben ablehnen“, so Stephan Hense, Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss: „Die geplante Bebauung berücksichtigt in keiner Weise die lokalen Gegebenheiten der vorhandenen Infrastruktur. Es fehlen angemessene Schul- und Kitaplätze, was zu einer Überlastung der bestehenden Einrichtungen führen würde. Auch an Einkaufsmöglichkeiten mangelt es. Die Autoanbindung durch die Siedlung bedeutet zusätzlichen Verkehr in engen Straßen, eine Anbindung von der Elfringhauser Straße her würde wertvollen Wald und Landschaftsschutzgebiet berühren. Fruchtbare Böden werden versiegelt, wertvolle Bäume abgeholzt. Das alles ist für uns nicht tragbar“.

Die geplante Bebauung stellt einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Über 10.000m² Buchenwald befinden sich im Plangebiet. Am Rand der Fläche wird eine Schneise von 10-15m² gerodet, was den Wald als Habitat mindert. Fast 8.000m² fruchtbare Böden, Wiese und Weise, wichtig für Versickerung bei Starkregen und Biodiversität, werden abgebaggert und voll versiegelt.

Natürlich befürworten wir Klimaschutz- und anpassungsmaßnahmen. Um das Projekt in ein „grüneres“ Licht zu rücken, wird es mit Maßnahmen wie Dachbegrünung und versickerungsfähigem Pflaster beworben. Die Dachbegrünung soll jedoch nur auf Garagen- und Carportdächern stattfinden, nicht auf Häuserdächern. Das versickerungsfähige Pflaster soll in Garageneinfahrten Verwendung finden. Von wirklichen Klimaschutzmaßnahmen kann also hier nicht die Rede sein.

Darüber hinaus bewerten wir bedarfsgerechte Bebauung anders. Es gibt in Hattingen zahlreichen Wohnraum für Familien, der oft nicht von Familien bewohnt wird. Um Alternativen für die Bewohner*innen zu schaffen, wird dringend innerstädtischer Wohnraum mit gutem infrastrukturellem Anschluss gebraucht. Hinzu kommt die Steigerung der Kosten für Immobilien und die aktuelle Zinsbelastung, die dazu führen, dass selbst kleinere Immobilien, wie Doppelhaus- oder Reihenhausbebauung, unverhältnismäßig teurer geworden sind.

Abschließend sei zum Thema soziale Gerechtigkeit gesagt, dass es mal wieder das auf der Vorgabe „25% sozialer Wohnungsbau“ zu realisierende Mehrfamilienhaus sein soll, welches als einziges erhöhten Lärmemissionen ausgesetzt wird. Sozial gerecht finden das wohl die anderen Parteien, wir hingegen nicht! Hinzu kommt unsere Forderung, dass für eben dieses Mehrfamilienhaus die gleichen Klimaschutz- und anpassungsmaßnahmen angedacht werden, wie für die Doppel- und Reihenhäuser. Während die letzteren zum Beispiel durch PV-Anlagen profitieren und so langfristig ihre Energiekosten senken können, wurden Mehrfamilienhäuser in vergangenen Bauprojekten dahingehend selten berücksichtigt.

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