Statement zu unserem Hallenbad 11. Juli 202511. Juli 2025 Sehr geehrte Damen und Herren, mindestens 25 Millionen Euro… eine beeindruckende Summe. Damit lässt sich so einiges kaufen:Zum Beispiel das halb geschredderte Kunstwerk Love is in the Bin von Banksy. Oder der 67 Millionen Jahre alte, elf Meter lange T-Rex „Stan“ für etwa 28 Millionen Euro. Für 20 bis 25 Millionen kann man sich sogar einen Flug zur Internationalen Raumstation leisten. All diese Investitionen haben eines gemeinsam: Sie sind zweifelsohne spektakulär, aber eben auch, mindestens,hinterfragungswürdig. Uns geht es nicht um spektakuläre Investitionen, sondern um nachhaltige Daseinsvorsorge für die Hattinger Bevölkerung – kurz: um sachgemäße Politik! Und genau deshalb ist es unsere Pflicht, bei öffentlichen Investitionen dieser Größenordnung nicht nur doppelt sondern dreifach hinzuschauen – erst recht in Zeiten angespannter Haushaltslagen. Es geht um das Geld unserer Bürgerinnen und Bürger, um Steuermittel, mit denen wir verantwortungsvoll umgehen müssen. Und genau das haben wir getan, sehr geehrte Damen und Herren! Im Ausschuss für Bauen und Wohnen sowie im Stadtentwicklungsausschuss haben wir als Grüne Fraktion die Verwaltung beauftragt, nicht ausschließlich den Neubau eines Schwimmbads zu betrachten. Wir wollten wissen: Gibt es Alternativen? Was ist möglich – ökologisch, ökonomisch, technisch, sozial? Dabei war uns wichtig, alle relevanten Aspekte einzubeziehen: die Finanzierung und Folgekosten, die Klimabilanz und Ressourceneffizienz, die energetische Zukunftsfähigkeit, und nicht zuletzt: die Beteiligung und Mitnahme der Öffentlichkeit. Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Wir brauchen ein Schwimmbad – und zwar ein funktionierendes. Es kann nicht sein, dass Schulen, Vereine und Öffentlichkeit unter Bedingungen schwimmen müssen, die weder zeitgemäß noch sicher sind. Ein Gebäude, in dem die Fassade korrodiert, die Decke als nicht mehr standsicher gilt, das Dach gravierende Schäden aufweist, das Becken zu zerbrechen droht – das ist kein Ort, an dem Kinder schwimmen lernen oder Menschen sich wohlfühlen können. Und wenn selbst die Verwaltung feststellt, dass die Sanitär- und Umkleidebereiche noch im Originalzustand sind, dann mag das bei einem Oldtimer für nostalgische Gefühle sorgen – bei einem öffentlichen Schwimmbad ist es schlicht ein Sanierungsstau. Wir als Grüne setzen uns seit jeher für den Erhalt und die kluge Nutzung bestehender Gebäude ein. Der Erhalt von Gebäuden muss vor Abriss stehen. Diese Logik ergibt sich schon aus der „grauen Energie“, die in jedem Gebäude steckt. Aber wir sehen den Tatsachen ins Auge! Wir wollen, dass Investitionen Bestand haben. Wir wollen keine Lösungen mit kurzer Haltbarkeit, sondern dauerhafte Qualität. Und wir wollen keine Flickschusterei, die in wenigen Jahren die nächsten Millionen verschlingt. Deshalb haben wir – nach langen und intensiven Diskussionen mit Verwaltung, anderen Fraktionen, Fachleuten und innerhalb unserer eigenen Reihen – eine klare Entscheidung getroffen: Eine bessere Energiebilanz als bei dem geplanten Neubau lässt sich nicht durch die Kernsanierung des bestehenden Hallenbades erzielen. Das Dach kann weder begrünt noch mit Photovoltaik ausgestattet werden. Alle technischen Systeme müssten vollständig erneuert werden – von Elektrik über Heizung bis zu Wasser und Abwasser. Was übrig bliebe, wäre im Grunde nur die Hülle. Deshalb sagen wir nach intensiver inhaltlicher Auseinandersetzung: Ja zum Neubau. Ja, 25 Millionen Euro sind viel Geld. Aber anders als bei einem Flug zur ISS oder einem Fossilienkauf, kommen diese Investitionen direkt den Menschen in Hattingen zugute: Schülerinnen und Schülern, die Schwimmen lernen. Vereinen, die Wasserflächen brauchen. Familien, die sich eine Auszeit gönnen wollen. Am neuen Standort an der Lindstockstraße sehen wir klare Vorteile, wie die positiven Synergien mit der geplanten Förderschule, die moderne Technik und energetische Effizienz und vorallem eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte. Deshalb folgen wir dem Vorschlag der Verwaltung – aus Überzeugung und aus der Notwendigkeit heraus. Und wir bedanken uns ausdrücklich bei der Verwaltung und allen Beteiligten für die offenen, konstruktiven Gespräche. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Hattingen ein Hallenbad bekommt, das allen Bedürfnissen gerecht wird: funktional, nachhaltig, zukunftssicher und wirtschaftlich. Vielen Dank. Es gilt das gesprochene Wort. Gehalten am 10.07.2025 in der Stadtverordnetenversammlung durch Oliver Degner