Statement in der Stadtverordnetenversammlung zur Erweiterung an der Langen Horst

Stadtverordnetenversammlung am 01.07.2021, LWL, Industriemuseum Henrichtshütte, Anne Hofmeister zu TOP 5/6/7

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Liebe Kolleginnen und Kollegen, Liebe Verwaltung, Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Nicht Sieg sollte der Sinn der Diskussion sein, sondern Gewinn.  Diese Worte stammen von Joseph Joubert einem französischen Moralisten. Und sie sind auch heute noch aktuell, denn darum geht es uns heute. Es geht nicht darum, wer mit seinen Argumenten siegreich ist, es geht nicht darum Bildung und Bäume gegeneinander auszuspielen, sondern es geht darum einen Gewinn für beide Seiten zu erzielen.

Friedrich Hebbel hat einmal gesagt:
Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.

Vor rund 3 Jahren haben wir hier an dieser Stelle einstimmig beschlossen, dass ein Erweiterungsbau am Standort Lange Horst unter Abwägung aller Kriterien die damals beste Lösung für die Gesamtschule sei.

Heute will zumindest ein Teil dieses Rates mutig sein und seine Meinung ändern.

Der Bau des Erweiterungsbaus hat nicht nur den Nachteil, dass wunderschöne alte Bäume und ein Platz mit hoher Aufenthaltsqualität unwiederbringlich zerstört werden.

Nein, es hat auch den Nachteil, dass für die Schule nur eine halbgare Lösung entsteht.

Zwar entsteht neuer, dringend benötigter Raum, um 2 Jahrgangsstufen unter modernen Gegebenheiten unterrichten zu können. Die 3 anderen Jahrgangsstufen werden jedoch weiterhin unter nicht tragbaren Zuständen unterrichtet, da das Bestandsgebäude nicht annähernd den heutigen und zukünftigen Ansprüchen für eine gute Bildung genügt.

Es ist so zusagen ein fauler Kompromiss oder wie die Schulleitung sagte: der Spatz in der Hand.

Es ist bereits heute klar, dass wir auch für das Bestandsgebäude substanziell Geld in die Hand nehmen müssten, wenn wir das Gebäude nicht nur in Bezug auf den Brandschutz in dieses Jahrhundert bringen wollen, sondern auch in Bezug auf die Qualität der Lehre.

Nun müssen wir uns fragen, ob wir nicht doch alle mutig sein wollen und den Spatz in der Hand gegen die Taube auf dem Dach eintauschen wollen.

Ob wir eine Gesamtlösung finden wollen, die langfristig hohe Bildungsqualität in unsere Gesamtschule ermöglicht und gleichzeitig Natur und Klima schützt.

Aus diesem Grunde möchten wir die Verwaltung bitten zu prüfen, ob es grundsätzlich möglich ist durch einen Teilabriss oder Gesamtabriss des Gebäudes Lange Horst, den nötigen Raum an einem Standort zu realisieren und dann mit der Schule ein tragbares Konzept für die Bauphase zu erarbeiten.

Einige Herausforderungen sind jedoch schon heute klar und werden uns bei Vorlage der Ergebnisse dann auch nicht verwundern oder umstimmen:

1. Die Realisierung des Gesamtkonzeptes wird ihre Zeit brauchen. Wenn es gut läuft, dann steht der Gesamtbau zur gleichen Zeit wie der Neubau und die nachfolgende Renovierung, d.h. In 4-5 Jahren da. Wenn es schlecht läuft vielleicht noch 1-2 Jahre später, aber dafür haben wir eine ganzheitliche Lösung.

2. Gute Qualität hat immer ihren Preis. Es ist schon heute klar, dass so ein Projekt jede Menge Geld kostet. Zwischen 18 Mio. Und 30 Mio. Habe ich schon gehört und die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Aber die Bildung unserer Kinder und der Schutz unserer Umwelt, sollte es uns Wert sein. Und wenn der Kämmerer durch günstige Investitionskredite die Finanzierung sicherstellt, sollte es auch möglich sein.

3. Das alte Schulgebäude abzureißen heißt ein Stück Geschichte abzureißen, aber auch dies müssen wir aushalten, dann dafür bekommen wir eine Schule mit langfristiger Perspektive, die neue Geschichten schreiben kann.

4. Die Schüler müssen in der Bauphase entweder in Containern oder im Zentrum Holthausen untergebracht werden. Aber auch hier werden wir eine tragfähige Lösung finden. Hattingen ist nicht die erste Stadt, die eine Schule neu baut und 4 Jahre Lärmbelästigung durch Bauarbeiten wie in der jetzigen Lösung sind auch kein Zuckerschlecken.

Wir glauben, dass es sich trotz dieser Herausforderungen lohnt jetzt noch die Entscheidung des Neubaus auf dem Schulhof zu revidieren, um der Schule und auch den Platanen eine langfristige Perspektive zu geben. Drum bitte ich alle anwesenden Fraktionen unserem Antrag zu folgen, mutig zu sein und die Taube auf dem Dach einzufangen.

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